Homöopathie als Behandlungsmethode - eine Kritik

Das Prinzip, nach dem die homöopathische Lehre aufgebaut ist, ist in seiner Logik bestechend: Wenn der Körper bestimmte Symptome zeigt – ganz egal was das ist -, dann sucht man nach einem Mittel, das genau diese Symptome hervorruft. Dieses Mittel wird sehr, sehr stark verdünnt, bis kaum noch etwas davon übrig ist, und dann eingenommen als Kügelchen, Tabletten, Tropfen. Der Körper soll sich nun gegen dieses Mittel wehren und dabei gleichzeitig die vorhandenen Symptome heilen.

Hier drei Beispiele: Brechnuss, lateinischer Name Nux vomica, erzeugt einen sehr starken Brechreiz. Leidet eine Frau unter Schwangerschafts-Übelkeit, dann sollte sie laut homöopathischer Lehre ein stark verdünntes Nux-vomica-Präparat regelmäßig einnehmen. Der Körper soll sich dann gegen die Brechnuss wehren und gleichzeitig soll der Brechreiz ausheilen.

Tollkirsche, auch Belladonna genannt, erzeugt starkes Herzklopfen und bei starker Vergiftung auch Fieber. Leidet man indessen unter Fieber, dann sollen Kügelchen mit einer stark verdünnten Belladonna-Zubereitung den Körper dazu anregen, dass er das Gift der Tollkirsche bekämpft und gleichzeitig damit das Fieber senkt.

Bariumcarbonat ist ein giftiges Mineral. Es macht die Schleimhäute krank, führt zu Schwäche, Blässe, Muskellähmungen, Haarausfall. Sie ahnen es schon: Bei Haarausfall und Schwäche soll ein homöopathisches Bariumcarbonat-Präparat verwendet werden, sodass sich der Körper dagegen wehrt und wieder zu Kräften kommt.

Je stärker ein homöopathisches Präparat verdünnt ist, umso stärker soll es wirken. Deshalb spricht man in der Homöopathie nicht von Verdünnung, sondern von Potenzierung. Da der Körper zur Selbstheilung angeregt werden soll, sprechen Befürworter der Homöopathie davon, dass es sich um eine sanfte Therapie handelt.

Das Gegenteil ist richtig. Auch ein verdünntes Gift ist ein Gift. Wenn ein Baby wegen einer schweren Infektion hohes Fieber hat, dann hat Tollkirsche, ganz gleich in welcher Dosierung oder „Potenzierung“, nichts in seinem Körper zu suchen. Eine Schwangere, die unter Übelkeit und Erbrechen leidet, braucht nicht auch noch Brechnuss. Und wer wegen einer schweren Krankheit, wegen Jod- oder Eisenmangel Haarausfall hat, geschwächt und ohne Energie ist, dem hilft Barium carbonatum oder ein anderes homöopathisches Präparat nicht zur Genesung.

Homöopathie wirkt, aber durch zwei ganz andere zwei Effekte:

Erstens durch den Placeboeffekt, der bekanntlich sehr stark sein kann. Wenn man sich ganz sicher ist, dass ein Mittel Schmerzen, Übelkeit oder Schwäche heilt, dann wird ein gewisser Effekt bei fast allen Patientinnen und Patienten eintreten. Man kann den Placeboeffekt auch „Glauben“ nennen.

Zweitens durch Abwarten. Viele Krankheiten heilen von allein aus. Es fällt nur oft schwer, die Zeit bis zur Linderung der Symptome durchzuhalten. Und es fällt ebenso schwer, in dieser Zeit überhaupt nichts zu tun.

Früher war das Beten ein verbreitetes Mittel, das Warten auszufüllen. Wurden irgendwann die Krankheitszeichen schwächer, dann hatte man allen Anlass, Gott im Himmel, der Gottesmutter Maria, allen Schutzengeln und Heiligen zu danken. In einer Zeit, in der den meisten Menschen das Beten abhandengekommen ist, bleibt trotzdem der Wunsch, an irgendetwas zu glauben. Die Homöopathie und einige andere Verfahren aus dem Bereich der sogenannten Alternativmedizin kommen diesem Wunsch entgegen.

Homöopathie wirkt also, und zwar durch Abwarten und Glauben. Und durch nichts anderes.

Abwarten allein ist aber in vielen Fällen kein sinnvolles therapeutisches Prinzip. Pflanzliche Heilmittel und physikalische Methoden können sinnvolle Methoden sein, wenn Beschwerden im Vordergrund stehen, die nicht auf bedrohliche Entwicklungen und Erkrankungen hinweisen. Ansonsten sollte auf Bewährtes und Geprüftes aus der Schulmedizin zurückgegriffen werden.