Hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft

Hypertensive Erkrankungen, d.h. Erkrankungen, die mit einem erhöhten Blutdruck assoziiert sind, treten bei ca. einer von 10 Schwangerschaften auf und sind damit nicht selten.

Diese umfassen folgende Krankheitsbilder:

  • die vorbestehende chronische Hypertonie
  • die in der Schwangerschaft neu auftretende Hypertonie, die auch Gestationshypertonie genannt wird
  • die Präeklampsie
  • das HELLP-Syndrom und die Eklampsie

Vorbestehende chronische Hypertonie

Eine Hypertonie liegt vor, wenn dauerhaft oder situationsunabhängig ein systolischer Blutdruck höher als 140 mmHg oder ein diastolischer Blutdruck größer als 90 mmHg vorliegt. Eine vor der Schwangerschaft bestehende chronische Hypertonie erhöht das Risiko für eine bestimmte Präeklampsieform (Propfpräeklampsie). Ca. 4% der Schwangeren hatten in den letzten 12 Monaten vor der Schwangerschaft eine diagnostizierte Hypertonie. [1]

Gestationshypertonie

Eine Gestationshypertonie liegt dann vor, wenn der systolische Blutdruck mehrmals bzw. dauerhaft über 140 mmHg oder der diastolische Blutdruck über 90 mmHg liegt. Eine Gestationshypertonie tritt in der Regel nach der 20. Schwangerschaftswoche auf und bildet sich nach der Geburt des Kindes zurück. Ca. 5% bis 6% der Schwangeren sind davon betroffen. Von einer bloßen Gestationshypertonie spricht man nur dann, wenn keine Proteine im Urin (Proteinurie) oder Ödeme vorhanden sind. Bei fast jeder zweiten Schwangeren mit einer Gestationshypertonie tritt eine Präeklampsie auf, die in den meisten Fällen jedoch mild verläuft und nur bei ca. 10% einen schweren Verlauf nimmt.

Präeklampsie

Tritt die Gestationshypertonie mit einer Proteinurie, (Eiweißausscheidung ≥ 300 mg/Tag, nachgewiesen im 24-h-Sammelurin) Ödemen oder weiteren Organkomplikationen (z.B. Nierenfunktionsstörung, Leberbeteiligung, Lungenödem, hämatologischen bzw. neurologischen Störungen) liegt eine Präeklampsie vor. Bei diesen Organkomplikationen treten u.a. folgende Symptome auf: Starke Schmerzen im Oberbauch, starke Kopfschmerzen, visuelle Störungen und starke Gewichtszunahme. Je nach Schweregrad wird zwischen einer leichten und schweren Präeklampsie unterschieden. Letztere ist z.B. durch einen sehr hohen Blutdruck ≥ 160/110 mm Hg gekennzeichnet. „In Deutschland beträgt die Prävalenz der Präeklampsie 2–3%, in 0,5% der Fälle liegt eine schwere Präeklampsie vor.“ [2]

Bei einer leichten Präeklampsie besteht die Therapie aus Ruhe und körperlicher Schonung. Eine blutdrucksenkende Therapie erfolgt in der Regel nur bei sehr hohen Blutdruckwerten.

Bei schwerer Präeklampsie erfolgt eine stationäre Aufnahme mit dem Ziel, eklamptische Anfälle zu verhindern (Magnesiumsulfat), den Blutdruck zu senken und bei Gefahr für Mutter und/oder Kind ggf. eine schnelle und ggf. vorzeitige Entbindung vornehmen zu können.

Risikofaktoren der Präeklampsie

  • familiäre Veranlagung
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Erste Schwangerschaft
  • künstliche Befruchtung
  • Alter der Schwangeren > 40 Jahre
  • Starkes Übergewicht
  • Präeklampsie in einer vorangegangenen Schwangerschaft
  • bereits bestehender Bluthochdruck vor der Schwangerschaft
  • Nierenerkrankungen
  • Diabetes und Gestationsdiabetes
  • Bestimmte Fehlbildungen des Ungeborenen

Früherkennung der Präeklampsie
Ein zuverlässiger Test zur Vorhersage des Risikos einer Präeklampsie steht nicht zur Verfügung.Prävention der PräeklampsieSchwangere mit den genannten Risikofaktoren (z.B. Präeklampsie in der Anamnese) wird vom behandelnden Arzt die Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS: 100 mg/Tag) empfohlen. Dieses Vorgehen senkt das Risiko für eine Präeklampsie. Eine aktuelle Studie zeigt hierbei eine Verringerung der Präeklampsie um 72%. [3] Eine generelle ASS-Prophylaxe ist allerdings nicht indiziert.

HELLP-Syndrom, Eklampsie

Schwere Verlaufsformen der Präeklampsie sind das HELLP-Syndrom und die Eklampsie. Hier treten bei der Eklampsie zusätzlich Krampfanfälle auf. Wenn die Blut- und Leberwerte entgleisen, liegt ein sogenanntes HELLP-Syndrom vor. Beide Komplikationen sind lebensbedrohlich, aber sehr selten und bedürfen der stationären Behandlung.

Literatur

[1] BabyCare Daten Gesamtauswertung, n= 62.174

[2] W. Rath, D. Schlembach: Prädiktion der Präeklampsie: Anspruch, Realität und klinische Konsequenzen, Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie, Ausgabe 04 · Volume 217, August 2013

[3] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/76672/Gezielte-Aspirin-Praevention-senkt-Praeeklampsie-Risiko-in-Studie-deutlich
Bearbeitet auf der Grundlage der genannten Literatur sowie der AWMF S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapie hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen.