Reizdarm-Syndrom

Das Reizdarm-Syndrom ist weit verbreitet. Es wird geschätzt, dass bis zu 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland Probleme mit dem so genannten "Reizdarm-Syndrom" haben. In der Hauptsache leiden Frauen darunter. Die Beschwerden treten meist erstmals zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf, sind ein weltweites Phänomen, aber in den Industriestaaten besonders verbreitet. Mittlerweile geht man davon aus, dass bis zu 20 Prozent aller Magen-Darm-Beschwerden auf das Reizdarm-Syndrom zurückzuführen sind. Der "Reizdarm" kennzeichnet sich durch hartnäckige funktionelle Störungen im Dickdarm-Bereich. Diese äußern sich durch häufig plötzlich auftretende Bauchschmerzen im Unterbauch, durch Völlegefühl und Rumoren, durch Blähungen und durch Störungen des Stuhlgangs (oft Wechsel zwischen Durchfällen und Verstopfungen). Über die akuten und konkreten Verdauungsbeschwerden hinaus klagen Reizdarm-Betroffene oft über Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafstörungen.

Die Ursache für das weitverbreitete Phänomen ist nicht genau bekannt. Vermutet wird, dass der Dickdarm in den meisten Fällen überempfindlich geworden ist, nachdem er sich (bemerkt oder unbemerkt) entzündet hat. Diese Entzündungen können infektiöser oder parasitärer Natur gewesen sein. Die Anfälligkeit des Darms kann jedoch auch einen psychosomatischen oder allergischen Hintergrund haben. Andere Theorien interpretieren das Reizdarm-Syndrom generell als Hinweis auf Störungen des vegetativen Nervensystems.

Begibt sich jemand mit andauernden Reizdarm-Beschwerden in ärztliche Behandlung, dann muss zunächst einmal abgeklärt werden, ob nicht andere Erkrankungen für die Probleme ursächlich sind. In Frage kommen hier insbesondere die entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn, die Darmschleimhautentzündung, Tumor-Erkrankungen im Bereich des Darms oder Nahrungsmittel-Allergien.

Erst wenn die oben genannten und andere Krankheiten mit Sicherheit ausgeschlossen werden können, kann man davon ausgehen, dass es sich um das Reizdarm-Syndrom handelt. Eine einheitliche Behandlungsmethode indes gibt es nicht.

Manche Patienten bekämpfen die akut auftretenden Bauchschmerzen mit Schmerzmitteln oder sogar Psychopharmaka. In schweren Fällen können Ärzte auch durch eine Lokalanästhesie helfen. Oft bleibt jedoch nur der Ausweg, dass Patienten lernen müssen, mit den Beschwerden umzugehen. Viele Ärzte raten den Patienten dazu, eine Kombination aus Schmerztherapie und psychotherapeutischen Verfahren (Entspannungsverfahren und Schmerzbewältigungstherapie) anzuwenden, um mit den Beschwerden besser zurecht zu kommen. In schweren Fällen können solche Therapiekombinationen auch in einer Schmerzklinik angewendet bzw. erlernt werden. Patienten berichten darüber, dass auch Akupunktur, physiotherapeutische Maßnahmen (Kolonmassage), Hypnose oder andere Tiefenentspannungs-Methoden ihnen geholfen haben. Auf jeden Fall jedoch sollten sich Patienten mit Reizdarm-Beschwerden eingehend mit ihren Ernährungsgewohnheiten beschäftigen und darauf achten, wie gut oder schlecht sie welche Nahrungsmittel vertragen. Eine entsprechende Diät ist in Betracht zu ziehen. Ohnehin sollten Betroffene dafür sorgen, viel Wasser zu sich zu nehmen (möglichst ohne Kohlensäure) und alle Genussmittel zu vermeiden, die bekanntermaßen den Verdauungstrakt reizen können (stark gewürzte Speisen, Kaffee, Tee, Alkohol, Nikotin). Die Nahrungsaufnahme sollte in kleinen Portionen erfolgen, um den Darm nicht zu sehr zu strapazieren.

Reizdarm-Syndrom und Schwangerschaft

Menschen mit Magen- und Darmerkrankungen leiden in der Regel an Störungen bei der Aufnahme von Folsäure und anderen Vitaminen und Mineralstoffen. Um eine optimale Versorgung mit den für die Schwangerschaft wichtigen Mikronährstoffen (Folsäure, Eisen, Jod und Calcium) zu gewährleisten, sollten Sie zusätzlich Präparate zu sich nehmen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, dieser wird entschieden, was Sie aufgrund der verminderten Aufnahmefähigkeit der wichtigen Mikronährstoffe einnehmen sollten.

Ein Reizdarm-Syndrom kann folgende Auslöser haben:

  • Stress bzw. Krisensituationen z. B. bei Konflikten in Beruf oder/und Familie.
  • Unregelmäßiges und hektisches Essen
  • Eine regelmäßige Einnahme bestimmter Medikamente (ASS)
  • Frühere Erkrankungen des Verdauungssystems

Hier ein paar Tipps zur Vorbeugung nervöser Magenbeschwerden:

  • Versuchen Sie, Stress zu vermeiden
  • Lernen Sie, mit Ihrem Stress umzugehen, indem Sie bewusste Entspannungstechniken erlernen. Das ist gar nicht so schwer und es gibt viele Möglichkeiten, sodass jeder etwas für sich finden kann
  • Lernen Sie, schöne Stunden bewusst zu genießen. Lassen Sie auch mal "die Seele baumeln"
  • Treiben Sie Sport
  • Bewegen Sie sich so oft wie möglich unter freiem Himmel

Weitere Informationen und Austauschmöglichkeiten mit Betroffenen bietet ein Forum im Internet, das von RDS-Betroffenen eingerichtet und gepflegt wird. www.rds-forum.de