Schwangerschaftsdiabetes

Bei fast 4 Prozent aller Schwangerschaften tritt ein Schwangerschaftsdiabetes auf. Es handelt sich dabei um eine Blutzuckererhöhung, die durch die Schwangerschaft ausgelöst wird und nach der Entbindung wieder verschwindet.

Erster Anhaltspunkt für diese Erkrankung ist der Nachweis von Zucker im Urin durch einen Streifentest sowie durch die Nüchternblutzuckerbestimmung. Jedoch führen diese Untersuchungen nicht immer zu einer Diagnose und viele Fälle bleiben unerkannt. Aus diesem Grund wird heutzutage jeder Schwangeren ein Zuckerbelastungstest in der 24. bis 28. Woche empfohlen. Für Schwangere, die zu einer Gruppe mit erhöhtem Risiko für das Auftreten eines Schwangerschaftsdiabetes gehören, ist diese Untersuchung sogar als zwingend erforderlich anzusehen und sollte bereits in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft durchgeführt werden. Bei negativem Testergebnis sollte auf jeden Fall in der 32. bis 34. Schwangerschaftswoche nochmals der Suchtest durchgeführt werden, um einen evtl. doch aufgetretenen Diabetes nicht zu übersehen.

Der Zuckerbelastungstest ist ein einfacher Suchtest (Screening), bei dem eine Stunde nach Verabreichung von 50 Gramm Glukoselösung der Blutzuckerwert bestimmt wird. Liegt dieser über 140 mg/dl, so besteht der Verdacht auf Vorliegen eines Schwangerschaftsdiabetes. Dieser vereinfachte Test kann problemlos bei Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Hausarzt durchgeführt werden. Die endgültige Klärung kann durch einen weiteren, umfangreicheren Zuckerbelastungstest erfolgen, bei dem nüchtern, sowie nachfolgend eine und zwei Stunden nach Verabreichung von 75 Gramm Glukose der Blutzuckerwert bestimmt wird. Bei grenzwertigen Untersuchungsergebnissen sollte der Zuckerbelastungstest nach drei bis vier Wochen wiederholt werden.

Wird in den Untersuchungen ein Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert, muss sofort mit einer konsequenten Behandlung angefangen werden und es müssen die engen Stoffwechselzielbereiche wie bei schwangeren Diabetikerinnen angestrebt werden. Die Ernährung sollte sofort umgestellt werden, um so den Stoffwechsel möglichst konstant zu halten. Ist dies durch eine rein diätetische Behandlung nicht möglich, muss kurzfristig auch eine Insulinbehandlung begonnen werden. Eine Behandlung mit blutzuckersenkenden Tabletten ist in der Schwangerschaft nicht möglich.

Nach einer Schwangerschaft, während der Schwangerschaftsdiabetes als Komplikation auftrat, sollte anschließend (spätestens nach Abschluss der Stillperiode) der Zuckerstoffwechsel überprüft werden. Unbedingt sollte jedoch daran gedacht werden, bei einer späteren Schwangerschaft bereits in den ersten zwölf Wochen erneut eine Untersuchung auf Schwangerschaftsdiabetes durchzuführen und bei negativem Ergebnis die anderen Untersuchungstermine (24.-28. Woche und ggf. 32.-34. Woche) nicht zu vergessen.

Wer gehört zur Risikogruppe für einen Schwangerschaftsdiabetes?

Frauen sind besonders gefährdet wenn:

  • sie eine familiäre Vorbelastung im Bereich Diabetes aufweisen,
  • sie bereits ein Kind geboren haben, welches ein sehr hohes Geburtsgewicht (mehr als 4.000 Gramm) aufwies,
  • sie bereits vor der Schwangerschaft übergewichtig waren,
  • sie in vorangegangen Schwangerschaften bereits einen Schwangerschaftsdiabetes aufwiesen,
  • sie über 35 Jahre alt sind,
  • sie Zucker im Urin aufweisen.

Wie entsteht ein Schwangerschaftsdiabetes?

Damit die Zellen über das Blut mit Glucose versorgt werden können benötigt der Körper Insulin. Somit bestimmt die Menge an Insulin den Anteil des Zuckers im Blut, also den Blutzuckerspiegel. Ist dieser permanent zu hoch, kann daraus ein Diabetes resultieren.

Durch die Schwangerschaftshormone verändert sich auch der Stoffwechsel einer Schwangeren. Der Körper benötigt nun mehr Insulin, um den Blutzuckerspiegel auf der richtigen Höhe zu halten. Kann die Bauchspeicheldrüse diese erhöhte Menge nicht produzieren, verbleibt ein großer Teil der Glucose im Blut und der Blutzuckerspiegel erhöht sich. Daraus folgt ein Schwangerschaftsdiabetes.

Welche möglichen Folgen gibt es für Mutter und Kind?

Die Folgen der Schwangerschaftsdiabetes sind in etwa dieselben, die auch bei schlecht eingestellten schwangeren Diabetikerinnen auftreten können.

In erster Linie sind die Ungeborenen gefährdet, da diese sich zu schnell entwickeln und dadurch zu früh sehr groß und schwer werden. Der Platz im Mutterleib wird zu früh sehr begrenzt, was eine Belastung für Mutter und Kind darstellt. Auch die Kaiserschnittrate ist aus diesem Grund erhöht. Leiden Frauen an Schwangerschaftsdiabetes, haben sie auch häufiger Infektionen, vor allem Vaginal- und Harnwegsinfektionen sowie Gestosen und Bluthochdruck.

Der Organismus des Kindes kann auch auf die erhöhte Versorgung an Glucose aus dem Blut der Mutter reagieren. Dadurch produziert die Bauchspeicheldrüse des Kindes vermehrt Insulin, was zu einer Fehlentwicklung in den Lungen führen kann und beim Kind nach der Geburt potentiell in Atemproblemen resultiert. Produziert die Bauchspeicheldrüse des Babys aus Gewohnheit nach der Geburt auch weiterhin vermehrt Insulin, ohne dass ein Überschuss an Glucose durch das Blut der Mutter gegeben ist, kann dies beim Kind eine Unterzuckerung auslösen. Stoffwechselprobleme beim Neugeborenen können auch Gelbsucht, das Absinken des Kalziumspiegels, sowie die Bluteindickung mit Vermehrung der Blutzellen auslösen.

Sehr selten kann es, bedingt durch den Diabetes, auch zu einer Fehlentwicklung der Plazenta und dadurch zu einer Mangelversorgung des Kindes kommen, welche sehr gefährlich werden kann.

Auch auf lange Sicht leiden Mutter und Kind an den Folgen der Schwangerschaftsdiabetes. So haben die Kinder bereits in der Pubertät oder im frühen Erwachsenenalter ein größeres Risiko, an Überwicht, Zucker-Toleranzstörungen und auch Diabetes mellitus zu erkranken. Die Frauen selbst haben ein erhöhtes Risiko, in der nächsten Schwangerschaft wieder einen Schwangerschaftsdiabetes sowie nach einigen Jahren einen behandlungsbedürftigen Diabetes mellitus auszubilden.